Warum wir von Spielen lernen sollten #Persönlichkeitsentwicklung

Sei es auf unserem YouTube-Kanal, auf Twitch oder im RL mit Freunden rund um einen Tisch, wir spielen einfach gerne.

Der Begriff des Homo ludens, des spielenden Menschen, wird gerne hin und wieder gebraucht, um dies alles zu benennen. Da heißt es dann in der Theorie, dass wir vor allem durch das Spiel unsere Fähigkeiten entwickeln – oder auch anders gesagt, wir finden im Spiel das, was uns ausmacht und lernen dort auch diese Aspekte auszubauen.

Besonders im Hinblick auf Spiele wie Dark Souls und andere Vertreter des Soul-Genres kommt hin und wieder die Diskussion auf, warum ich mir das antue – also Souls-like Spiele – Parallelen können aber auch zum Spiele leiten gemacht werden. Dabei weise ich immer darauf hin, dass es sich wie mit dem Laufen lernen verhält und dieser Triumph einen Boss besiegt und die richtige Taktik gefunden zu haben ein fantastisches Gefühl ist. Es gibt einem als Erwachsener etwas, dass man als Kind nicht wirklich wahrgenommen hat und es wundert mich immer wieder, dass viele Leute die Fähigkeiten aus Dark Souls nicht auch im echten Leben an den Tag legen können.

Das Spiel des Lebens

Tja ich weiß, mit dem Schwert durch die Gegend zu laufen und Untote zu schnetzeln ist… Moment, das meine ich nicht mit den Fähigkeiten aus Dark Souls. Worum es mir geht: Durchhaltevermögen oder auch Resilienz.

Ich selbst zähle mich auch nicht unbedingt zu den resilienten Menschen, in Spielen oder in Rätseln kann ich aber ganze Stunden versenken obzwar ich ständig Rückschläge erleide und dabei stur und unbeirrt immer wieder neue Versuche unternehme. Wie kann man also wirklich vom spielerischen Handeln lernen?

book cover reality is broken

Reality is Broken – von Jane McGonigal

Als ich vor ein paar Jahren mir an eben diesem Problem mal wieder mein Köpfchen zerbrochen habe viel mir ein Buch in die Hände, oder besser gesagt ein TED-Talk von Jane McGonigal. Das Buch von Jane McGonigal „Reality is Broken*“ beschäftigt sich mit Gamification. Also im Prinzip damit, Dinge des Alltags in Spiele umzuwandeln und dadurch die Leute zum Mitmachen zu motivieren bzw. sie überhaupt zu motivieren.

Auch wenn ich den Ansatz nicht immer sehr gut umgesetzt finde, bin ich ich dennoch der Meinung, dass die Welt durch Spiele ein besserer Ort werden kann. Vor allem können wir selbst viel aus unserem Verhalten beim Spielen lernen. Die Frage sind halt „wie und was“.

In den meisten Fällen dürfte es auf der sogenannten intrinsischen Motivation beruhen, dass wir uns wieder und wieder einem Boss stellen oder ein Spiel so lange ausprobieren, bis wir den Bogen raus haben.

Motivation?

Intrinsisch, das bedeutet so viel wie von innen heraus (lateinisch eigentlich hineinwärts). Allgemein sagt man, dass intrinsische Motivation dafür sorgt, dass man stärkere Leistungen erbringt, besser mit Misserfolgen umgehen kann, man eher positivere Emotionen damit verbindet und es einen Selbst bei Erfolg mehr stärkt (siehe auch E. L. Deci & R. M. Ryan: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. 1993)

Im Rahmen des Spiels ist es natürlich in erster Linie ein intrinsischer Prozess, da hierbei der eigene Spaß oder Wille eine Herausforderung zu meistern in der Regel im Vordergrund steht. Ausgenommen sind eventuell Fälle, in denen man vor seinen Freunden nicht wie der letzte Versager dastehen möchte und deshalb evtl. auch durch externe Einflüsse motiviert wird.

Warum fällt es aber so viel leichter einen Boss immer und immer wieder zu versuchen, als z.B. ein Ziel im echten Leben umzusetzen. Wer vielleicht manchmal das Lied „das ganze Leben ist ein Spiel“ im Kopf hat (es ist übrigens Quiz und nicht Spiel #Mandela-Effekt) oder an Shakesspeare’s „All the world’s a stage“ denkt, dem wird die Überleitung vielleicht etwas leichter fallen.

Los geht’s!

Da möchte man im richtigen Leben gerne Influencer (bäh böses Wort – denke da immer an Grippe), Fashion-Modell, Let’s Player, Streamer oder einfach nur mit einer Idee selbständig werden und obwohl die Motivation da ist, reicht sie oftmals noch nicht einmal über die erste Hürde hinaus. Die Frage ist doch aber: warum?

Schauen wir uns alles genauer an kann man einen Bossfight aus Dark Souls, ein Match aus irgendeinem Team-Shooter oder auch Battle Royal Spiele wunderbar auf das Leben übertragen. Es ist halt ein Lernprozess. Daher mein Ratschlag, seht es als ein Spiel an. Legt euer Ziel fest – besiegt den blöden Bossgegner, werdet eure eigene Nr. 1 oder werdet so gut, dass ihr mit euch zufrieden seid. Lasst euch im realen Leben genauso wenig zurückwerfen, wie im Spiel.

  • Analysiert was ihr machen wollt
  • legt euch eine Taktik zurecht
  • führt eure Schritte nacheinander aus
  • funktioniert etwas nicht – startet beim letzten Punkt, der funktioniert hat
  • sollte das nicht funktionieren, ändert eure Taktik oder fangt bei einem früheren Punkt an

Spiele haben dem normalen Alltag eins vorraus: sie haben oftmals einen direkten Belohnungskreislauf bzw. Feedback-Kreisläufe.

Ich mache etwas falsch, mein Avatar nippelt ab, ich mache etwas richtig – meine Spielfigur lebt etwas länger. In Leben ist der Belohnungkreislauf und der Feedback-loop um ein vielfaches langsamer und darin liegt meiner Meinung nach auch das Grundproblem. Während man als Kleinkind noch mit einem sehr kurzen Belohnungs- und Feedback-Kreislauf zurechtkam (Kind steht auf, läuft einen Schritt, fällt hin – yeah ein Schritt, aber irgendwas war noch falsch – aufstehen, 3 Schritte – yeah, fällt hin, usw.) kommen wir in unserem fortgeschrittenen Alter außer in Spielen nicht mehr häufig in den Genuss solch kurzer Belohnungs- und Feedback-Kreisläufe.

Wie ein Kleinkind immer wieder aufsteht nachdem es hingeplumpst ist, müsste man sich halt immer wieder unser Spielverhalten ins Gedächtnis rufen und auf den Alltag anwenden. Ich habe auf meinem Handy einen Hintergrund mit einem Zitat von Thomas Edison – „I haven’t failed. I just found 10.000 ways that didn’t work“. Dieses Zitat – auch wenn falsch zitiert* – spiegelt in den letzten Jahren immer wieder meine Einstellung zu vielen Dingen wieder. Diese alltägliche Erinnerung ist für mich Gold wert.

Ein zweiter Punkt, der viele davon abhält ihr Ding durchzuziehen, ist meiner Meinung nach die Aussage, das man nicht weiß wie etwas funktioniert. Dabei gibt es auch wie bei Dark Souls entweder die Möglichkeit nach Versuch und Irrtum, also das Ausschlussverfahren, oder man macht es wie viele Spieler es immer wieder tun – man schaut sich Hinweise, Lösungen etc. im Netz an. Mittlerweile gibt es für fast alles im Netz Anleitungen und zur Not kann man jede Menge Fachbücher über Amazon oder im örtlichen Buchhandel bestellen. Da gibt es alles über Social Marketing for Dummies bis zum Bedienungsratgeber für Profikameras.

Einen Punkt jedoch sollte man nicht vergessen. Frage entweder Leute, die es bereits geschafft haben oder im selben Boot wie ihr sitzten. Vernetzt euch mit Gleichgesinnten. Wenn ihr in den sozialen Medien was erreichen wollt, dann sucht euch auch andere auf dem selben Level und nehmt über PMs Kontakt auf – natürlich kann man auch andere auf einem höheren Level anschreiben – sofern das höflich ist sollte da in der Regel eine Antwort zurückkommen – und wenn nicht? Na dann habt ihr nur jemanden gefunden, der euch nicht behilflich sein kann oder will – oder verhindert ist. Behandelt die Leute wie eine nette online-gaming-community, immerhin spielt ihr das selbe Spiel – nennt sich Leben – und die Leute in eurem Subforum sind halt in der selben Situation wie ihr.

Last but not least – was man von den Spielen auf das Leben übertragen kann: Rückschläge nicht so ernst nehmen ist eine gute Sache. Wie Edison schon gesagt hat ist es auf eine gewisse Art ein Fortschritt. Wir sind in unserem Leben oftmals darauf trainiert, einen Fehlschlag als persönliches Versagen wahrzunehmen und kleine Fehlschläge als Weltuntergangsszenarien vorauszuahnen. Sofern etwas einen nicht umbringt oder körperlich und seelisch zum Krüppel macht (ich rede hierbei von so Dingen wie Folter, Drogenkonsum etc.) gibt es nicht viel, dass im Leben endgültig ist. Die meisten Menschen, ich definitiv mit eingeschlossen, neigen dazu Dinge immer schlimmer zu sehen, als sie wirklich sind.

Was mir da regelmäßig im Alltag, im Beruf und in meinem Hobby hilft ist es, die Dinge in’s Absurde zu steigern und dann etwas positives darin zu sehen – oder einfach nur direkt etwas Positives darin sehen. Für die Englischsprachigen unter euch empfehle ich hierfür den kurzen Clip von Jocko Willink „Good“ (Link auf YouTube).

In diesem Sinne, verfolgt eure Ziel und wenn etwas nicht funktioniert:

  • steht wieder auf
  • klopft den Staub ab
  • tankt neue Energie
  • richtet euch neu aus
  • legt wieder los
  • und geht auf Angriff

Erlegt eure Drachen!

 

 

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