Ab in das Wasteland – Postapokalyptische Rollenspiele

Ich habe es am Montag ja schon angedeutet, als es um das offizielle Fallout Rollenspiel ging, worauf ich durch Recherchen zum heutigen Beitrag gestoßen bin. Mein heutiges Thema sind postapokalyptische Rollenspiele mit Endzeitstimmung.

Wer mit Spielen wie Wasteland oder der Fallout-Reihe aufgewachsen ist, der interessiert sich – sofern er auch ein Rollenspieler ist – irgendwann auch ein Mal dafür sich in ähnlichen Gefilden rollenspieltechnisch auszutoben.

Die unterschiedlichsten Verlage bieten dafür dann ein reichhaltiges Angebot. Da die Postapokalypse nach Horror und Superhelden zu meinen Lieblingsgenres gehört möchte ich im heutigen Beitrag ein paar meiner Lieblingsspiele aus dem Genre kurz vorstellen.

Auch wenn Zombies klassisch ein postapokalyptisches Szenario darstellen möchte ich in diesem Beitrag die horrorbetonten Spiele außen vor lassen. Solange also noch kein Fallout Pen & Paper auf meinem Tisch liegt, hier ein paar Alternativen:

Meine Lieblings-Post-Apok-Rollenspiele

Apocalypse World

Apocalypse World* besticht für mich immer noch durch seine einfache 2W6 Mechanik (Powered by the Apocalypse oder auch PbtA) aber auch einer Spielweise, welche für mich als Spielleiter am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig war.

Das schöne an Apocalypse World ist für mich immer noch, dass die Welt nicht festgesetzt ist und man in den unterschiedlichsten Arten einer post-apokalyptischen Zukunft spielen kann. Dadurch, dass das Spiel mit archetypischen Charakteren (Battlebabe, Chopper (Anführer einer Gang), Brainer (Psykräfte) etc) spielt, kann man es nahezu beliebig einsetzen.

Der einzige Nachteil und Minuspunkt sind diese vermaledeiten „Sex-Regeln“. Das Spiel arbeitet wie fast alle PbtA-Spiele mit sogenannten Moves. Ein Spieler erklärt, dass er eine Handlung vornimmt und dies wird einem Move, also einem Handlungsschema untergeordnet. Wenn die unterschiedlichen Charakter-Archetypen Sex mit jemanden haben ist das ebenfalls ein solcher Move und gibt einem abhängig vom Charakter bestimmte Vorteile.

Das Thema Sex-Moves war bei Erscheinen etwas kontrovers und hat zumindest bei mir in einem Fall dazu geführt, dass sich auf Gruppenebene gegen das Spiel entschieden wurde.

Tipp: Die „Sex-Moves“ mit den Bonds / Banden aus Dungeon World ersetzen. Dann muss man sich als Spiellleiter zwar Sätze überlegen, die von den Spielern mit Namen gefüllt werden – es hat aber den Vorteil, dass man damit das Spiel bereits bei der Charaktergenerierung sehr eng stricken und lenken kann.

Degenesis

Mit Degenesis* (link zur neuesten Version) verbindet mich eine lange Geschichte und mir gehören mehrere der frühen Ausgaben, eine davon mit einer Zeichnung von Marko Djurdjevic. Ich habe sowohl den Vorgänger Endzeit, als auch die frühe Version von Degenesis mit meiner damaligen Gruppe gespielt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Die Welt von Degenesis war für mich immer wieder Grund das Spiel herauszukramen und es ist eher dem Zeitmangel geschuldet, dass ich heute keine neue Gruppe dafür aufstelle.

Die unterschiedlichen Fraktionen in der Welt von Degenesis fand ich klasse und die Psychonauten waren eine Abwechslung zu den üblichen Mutanten.

Das Spielsystem von Degenesis sehe ich immer noch als ein sehr klassisches System an, welches eigentlich so gut wie keine Anzeichen von Storygames zeigt. Obwohl das Spielsystem, eher die Würfelmechanik hin und wieder krankte – was laut Aussage einiger in der neuesten Version behoben wurde – holt mich halt vor allem die Welt immer wieder zurück zum Spiel.

Da ich nur die älteren Versionen aus dem Sighpress-Verlag besitze kann ich mich nicht zu der neuen Version von Sixmorevodka äußern. Mein Kritikpunkt zur neuen Ausgabe liegt momentan nur im Preis. Da ich in der Regel bisher nur eingeschweißte Exemplare gesehen habe kann ich nur wenig zum Innenleben sagen. Da allerdings vor allem Marko Djurdjevic wieder dabei ist, ist der Preis wohl alleine für das Artwork berechtigt.

Mutant Future

Ein apokalyptisches Spiel, welches a) kostenlos erhältlich ist (in einer No-Art-Version), b) sehr oldschool ist und c) sehr random und witzig ist, das ist Mutant Future*. Aus dem selben Verlag wie Labyrinth Lord (Goblinoid Games) kommt ein stark an Gamma World und Metamorphosis Alpha erinnernder Klon. Wer einen Mutanten spielt, der bekommt nach Würfeltabellen Mutantenkräfte und/oder Nachteile und es gibt diverse „Charakterklassen“ – wenn man es so nennen möchte. Man kann außer Menschen auch noch mutierte Tiere, Pflanzen und Roboter spielen.

Die Kämpfe sind aufgrund der Oldschool-Natur manchmal etwas lang und man sollte bei der Abenteuergestaltung auf die Kräfte achten. Abenteuer können sonst schnell mal in einem TPK enden oder die Spieler flitzen nur so durch.

Mir ist leider keine deutsche Übersetzung bekannt. Eine wirkliche Hintergrundgeschichte gibt es ähnlich wie bei Apocalypse World allerdings auch in diesem Spiel nicht. Einige der Technik-Artefakte etc. vermitteln einem zwar indirekt ein Gefühl für das Warum, lassen aber eigentlich alles offen.

Zum Spaß sei nur gesagt, das Feuerstrahl-rülpsende Kuhmenschen und Spinnenziegen sich nicht verstehen, aber keiner faschistoide Nazi-Schweinemenschen mag.

Wer die Revised Edition mit Bildern möchte der findet diese auch bei DriveThruRPG*

Mutant Epoch

Mein absolutes Go-to Spiel in diesem Bereich: Mutant Epoch* von Outland Arts. Der Autor William McAusland, der auch für nahezu fast jedes Artwork in den Bücher verantwortlich ist hat meiner Meinung nach mit Mutant Epoch ein wunderbares post-apokalyptisches Spiel abgeliefert. Alleine mit dem Hauptregelwerk lassen sich unzählige Spielstunden erleben. Desweiteren bekommt man durch das Regelwerk Zugriff auf das Hub (die Community-Zone von Outland Arts) und kann dort noch weitere Materialien herunterladen.

Es gibt für Mutant Epoch mehrere kostenlose Kurzabenteuer (sogenannte Digs) und preislich sind auch die Druckerzeugnisse alle in einem vertretbaren Rahmen. Wie bei Mutant Future gibt es hier „leider“ keine deutsche Übersetzung.

Das Spiel besticht für mich durch seine Charaktergenerierung und einfachen Regeln. Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten konnte ich recht schnell Charaktere auswürfeln, ausstatten und meine ersten Abenteuer entwerfen. Es gibt eine große Auswahl von Hintergründen, vom normalen Otto-Normal-Bürger über Psy-Begabte und Mutanten, zu Robo-Cyborgs, intelligenten Tiermenschen und Robotern ist fast alles vertreten.

Kombinationen, die im Hauptspiel noch nicht vorhanden sind scheinen in der hoffentlich bald erscheinenden Regelerweiterung abgedeckt zu sein.

Eigenschaften, Attribute, Mutationen, Cyberware, Background und Ausrüstung wird für den Start ausgewürfelt und man kann schnell loslegen.

Das Spiel ist besonders für Anfangscharaktere hin und wieder etwas tödlich und bei den Abenteuern werden in der Regel 6 – 10 Charaktere empfohlen. Ich empfehle wie im Spiel auch 2 Charaktere pro Spieler für die meisten Abenteuer.

Apropos Abenteuer: auch die Abenteuer für Mutant Epoch sind grandios. Wer mit dem Buch „Pitford: Gateway to the Ruins*“ das Standard-Setting hat findet mit „The Mall of Doom*“, dem ersten großen Abenteuer den Einstieg in die Welt von Mutant Epoch.

Ich liebe den Abenteueraufbau – das sogenannte „Multi-Path adventure design“. Vom Prinzip her wie in einem Abenteuerspielbuch gibt es hier immer Auswahlmöglichkeiten, für die die Gruppe sich entscheiden könnte und der Autor bietet jeweils Reaktionen für den Spielleiter an. Wenn man keine Gruppe hat, kann man so auch zur Not das Abenteuer Solo (mit einer erstellten Gruppe) bewältigen.

Das klingt zwar stark nach Railroading, bietet aber für erfahrene Spielleiter viele Möglichkeiten davon abzuweichen und neuen Spielleitern einen halbwegs guten Ansatz mit diversen Problemen umzugehen.

Das Grundsystem ist dabei auch recht einfach zu erlernen – sofern man nicht wie ich erst einen Knick im Gehirn zu haben scheint – im Anschluss rockt es aber ungemein.

Other Dust

Other Dust* von Sine Nomine Publishing vereint für mich den Hard-Sci-Fi Ansatz mit Endzeitstimmung. Alle Publikationen von Sine Nomine Publishing* sind bisher uneingeschränkt zu empfehlen. Im Gegensatz zu Mutant Future kommt Other Dust zwar wie ein OSR-Spiel daher, spielt sich aber deutlich schöner.

Das Spiel hat seine Hintergrundgeschichte im Universum von Stars Without Numbers. Dort gab es ein Ereignis, welches auf der Erde zu Post-Apokalyptischen Zuständen geführt hat. Der namensgebende Staub bezieht sich auf Naniten.

Das Spielsystem ist heruntergebrochen auf knapp zwei Seiten einfach zu erklären und die Charakterklassen mit Fertigkeitensystem sehr gut zu spielen. Wenn ich es etwas „realistischer“ möchte greife ich zu Other Dust. Selbst wenn man das Spiel selber nicht wirklich spielen möchte, die Abenteuer Templates/Tags machen das Regelwerk zu einer Goldgrube für Spielleiter (ähnlich wie in meinem Review zu Silent Legions beschrieben)

So und nun zu ein paar Ehrennennungen

Atomic Highway – Post Apocalyptic Roleplaying* – Vielversprechendes Spiel von Gallant Knight Games mit einer von meiner Lesung her schönen System (V6 Engine). Bisher konnte ich es jedoch noch nicht in einer Gruppe zum Einsatz bringen. Die PDF ist kostenlos über DriveThruRPG erhältlich, Print on Demand ist verfügbar. Irradiated Freaks* erweitert die Regeln von Atomic Highway für Mutanten und weitere Charakterarten (z.B. menschliche Pflanzen) und neue Monster.

MUTANT: Year Zero – Roleplaying At The End Of Days* (hier deutsche Ausgabe*) – die Übersetzung eines seit den 80er Jahren weiterentwickelten schwedischen Post-Apok-Spiels. Während das Spiel zur Zeit noch auf seinen Einsatz wartet kommt demnächst wohl ein Let’s Play mit Umsetzung für den Computer auf unserem Kanal, also sofern es meine Zeit erlaubt.

Die Welt ist schön gemacht, die Regeln scheinen auch gut zu sein und geht man nach Fans des System ist es „DAS“ postapokalyptische Spiel schlechthin. Aufgrund Zeitmangels lässt sich dazu noch nicht all zuviel sagen und ich versuche Übertreibungen zu entgehen – allerdings macht das Spiel auf mich einen grundsoliden Eindruck und hat die nötige Dosis Mutantenkräfte etc.

Das war es mal wieder

Das soll es erst mal für das Erste wieder mal gewesen sein. Ich habe noch das ein oder andere Post-Apoc-Spiel in meinem Schrank oder auf der Festplatte, viele davon aber mit einem Übernatürlichen/Horror-Aspekt oder halt mit Zombies. Dazu also zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Ich hoffe, dass vielleicht der ein oder andere durch die Kurzberichte möglicherweise ein neues Lieblingsspiel findet.

Schöne Grüße

euer Hisho

Kommentare sind geschlossen.