Rollenspiele – Was sind das ĂŒberhaupt fĂŒr Spiele?

In meinen Videos rede ich recht hĂ€ufig von Rollenspielen. Ich werde öfters mal gefragt, was ich denn da am Wochenende mit meinen Freunden und Bekannten ĂŒberhaupt mache. Daher denke ich, dass eine ErklĂ€rung nicht schaden kann.

Wenn ihr wisst was Rollenspiele sind, dann ist dieser Artikel kein Neuland fĂŒr euch. Wenn ihr jedoch nicht wisst was Rollenspiele sind – dann erst einmal ein herzliches Willkommen zu einem interessanten Hobby fĂŒr Jung und Alt.

Was ist also nun ein Rollenspiel?

Die ganz einfache Version: bei einem Rollenspiel sitzen du und deine Freunde zusammen und erzÀhlen gemeinsam Geschichten nach festgelegten Regeln.

Nun die ausfĂŒhrliche Version: Bei der ErklĂ€rung von Rollenspielen wird gerne das RĂ€uber und Gendarm beziehungsweise Cowboy und Indianer-Spiel aus Kindertagen als Beispiel genommen.

Das entspricht in etwas zwar den Grundlagen, fĂ€ngt man die ErklĂ€rung aber so an fĂŒhrt das oftmals zu Denkfehlern. Manchmal geht es dann sogar so weit, dass derjenige komplett blockiert und alle weiteren ErklĂ€rungsversuche verlaufen im Sand.

Also ganz so einfach ist es nicht zu erklĂ€ren – dieses Hobby „Rollenspiel“. Statt direkt zu erzĂ€hlen was ich da mache fange ich beim Anfang des Hobbys an.

Also fangen wir einmal am Anfang an.

Eines der ersten Rollenspiele von wirklicher Bekanntheit war Dungeons & Dragons. UrsprĂŒnglich spielten die Entwickler ein Strategiespiel namens Chainmail. Hierbei bewegten die Spieler ihre mittelalterlich ausgestatteten Spielfiguren, Zauberer und Co. Ă€hnlich wie bei Schach recht frei ĂŒber die SpielflĂ€che. Die SpielflĂ€che war ein Tisch mit Modellen, hier ein Baum, da eine Mauer und weitere Details.

FĂŒr uns in Deutschland und ohne Bezug zum Hobby kann man sich das so vorstellen: die guten Herren hatten eine Landschaft aus mittelalterlichen Revell-Modellen aufgebaut und wechselten sich nun mit ihren Aktionen ab. Der eine Zog seinen Soldaten dort hin, der andere ließ seinen BogenschĂŒtzen auf einen Gegner schießen und so weiter.

Das alles musste natĂŒrlich nach Regeln ablaufen. Diese Spielregeln gaben unter anderem vor wie weit eine Figur bewegt werden durfte oder was ein Spieler wĂŒrfeln musste, um mit seinem BogenschĂŒtzen eine andere Figur zu treffen und aus dem Spiel zu nehmen.

Diese Art von Spielen ging aus einer langen Reihe von taktischen Spielen hervor. Bei uns in Deutschland waren diese „Kriegsspiele“ besonders bei preußischen Offizieren im 19. Jahrhundert populĂ€r. Ziel war es das strategische und taktische Denken von Offizieren zu schulen. Hierbei versuchen zwei oder mehrere Personen einen Konflikt „theoretisch“ durchzuspielen. Diese Form ist von Planspielen ist auch heute noch recht hĂ€ufig bei MilitĂ€rs und Katastrophenschutz-Einheiten anzutreffen.

Die Schöpfer von Dungeons & Dragons, Gary Gygax und Dave Arneson haben dies dann weitergedacht. Jeder ĂŒbernahm sprachlich die Rolle seiner Spielfigur oder auch Spielfiguren. Der Spielleiter erdachte sich Szenarios und hatte die Funktion eines Schiedsrichters. In seiner Funktion musste er sprachlich die Rolle aller Charaktere und Monster ĂŒbernehmen, welche nicht von Spielern im Szenario ĂŒbernommen wurden.

Es gab im Rahmen des Spiels Regeln fĂŒr die Bewegung von Spielfiguren, den Kampf mit anderen und viele weitere Regeln fĂŒr die Interaktion zwischen den Spielern, ihren Charakteren und der vom Spielleiter kontrollierten Spielwelt.

Das alles hatte also schon mehr die Form eines Gesellschaftsspiels als das von Kindern gespielte RÀuber und Gendarm. Wenn man sich dies im GedÀchtnis behÀlt ergibt folgendes Szenario auch recht gut wieder, was in einen Rollenspiel geschieht:

Wir haben also folgendes Rollenspiel-Szenario:

Die Spieler sind allesamt Polizisten, der Spielleiter hat das sagen ĂŒber die Aktionen aller anderer Personen. Alle Spieler haben Charaktere unter ihrer Kontrolle die jeweils gut in bestimmten Bereichen sind. Ein Spieler hat einen Charakter, der besser schießen kann, ein anderer einen, der besser befragen und ein dritter Spieler hat einen Polizisten, der super mit Computern umgehen kann.

Die Aufgabe fĂŒr die Spieler ist es durch Aktionen einer RĂ€uberbande das Handwerk zu legen. HierfĂŒr beschreibt der Spielleiter den Spielern jeweils die Situation in der sie sich befinden und die Spieler versuchen durch Fragen & Antworten sowie durch Aktionen im Rahmen der Spielregeln den Verlauf des Szenarios in die gewĂŒnschte Richtung zu lenken.

So könnte zum Beispiel der Spieler des letzten Polizisten Datenbanken nach Bildern durchsuchen und mit Verbrecherkarteien abgleichen. Dies teilt der Spieler dem Spielleiter mit und die Handlung wird dann abhĂ€ngig von den verwendeten Spielregeln abgearbeitet. Die Ergebnisse sind von Spiel zu Spiel unterschiedlich, reichen aber fĂŒr gewöhnlich von einem absoluten Misserfolg „er findet den Falschen und die Ermittlungen gehen in die falsche Richtung“ bis zu einem absoluten Erfolg, sprich: er findet nicht nur ein passendes Profil, sondern hat auch noch Hinweise auf den derzeitigen Aufenthaltsort eines TĂ€ters.

So erfolgt Runde fĂŒr Runde oder auch im freien GesprĂ€ch ein Dialog zwischen Spielern und Spielleiter bis das Szenario beendet ist.

Das ist der Kern eines Rollenspiels. Ob man ĂŒber seinen Charakter in der dritten Person spricht oder wie beim Improvisationstheater beziehungsweise im Kinderspiel wirklich in die Rolle schlĂŒpft ist eigentlich egal und meist von persönlichen Vorlieben abhĂ€ngig. Das ganze sollte den beteiligten Mitspielern (dazu zĂ€hle ich auch den Spielleiter) Spaß machen.

Was benötige ich fĂŒr das Hobby „Rollenspiel“?

Große Kosten sind mit dem Hobby „Rollenspiel“ nicht unbedingt verbunden. Wenn man es ganz gĂŒnstig möchte gibt es im Internet viele kostenlose Spielregeln ganz legal zum herunterladen in PDF-Format. Einige dieser Spiele benötigen zum spielen nur einen oder mehrere sechsseitige WĂŒrfel und manche sind auch mit 1-4 Seiten an Regeln schnell ausgedruckt. Die „normalen“ WĂŒrfel kann man meist noch aus einer Spielesammlung im Schrank entnehmen. Stift & Papier sollte man zu Hand haben und zusĂ€tzlich zu einem Spielleiter noch 1-3 Spieler. Die Mitspieler zu organisieren ist zumeist das grĂ¶ĂŸere Problem.

Was brauchen die Spieler und der Spielleiter?

Fantasie ist durchaus hilfreich fĂŒr Rollenspiele. Abgesehen davon lernt man Rollenspiele eher durch das spielen. Hierbei muss eins erwĂ€hnt werden: Rollenspiel bildet!

Es hilft sogar nachweislich Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung verschiedener FĂ€higkeiten.

Rollenspiele fördern unter anderem:

  • die KreativitĂ€t,
  • Teamwork und kooperatives Vorgehen – die heute viel gerĂŒhmten Social Skills,
  • und FĂ€higkeiten zur Lösung von Problemen – kritisches Denken und Probleme aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten

Junge Spieler bekommen ein VerstĂ€ndnis fĂŒr Regeln, Sprache, Mathematik, rĂ€umliche Bewegung und soziale Hierarchien. AbhĂ€ngig vom Szenario können sogar Geschichtskenntnisse und Politik vermittelt sowie ethische/moralische Problemstellungen bearbeitet werden.

Das und vieles mehr macht unter anderem gute Szenarios fĂŒr Rollenspiele aus.

Ich betreibe dieses Hobby seit ĂŒber 23 Jahren und habe dadurch nicht nur viel gelernt, sondern ich habe auch viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen des Lebens kennengelernt.

Was ich dabei erlebt habe: Rollenspiele verbinden ĂŒber Kultur, Geschlecht, Hautfarbe oder anderen Bereiche hinweg. Dasselbe lĂ€sst sich auch ĂŒber andere Gesellschaftsspiele sagen, aber nur bei Rollenspielen ist mir dies bisher so stark aufgefallen. Vielleicht hĂ€ngt dies auch damit zusammen, dass wir als Spieler oder Spielleiter uns in so viele verschiedene Personen hineinversetzen mĂŒssen.

Mein persönlicher Rat: geben sie dieser Art von Spielen eine Chance. Vielleicht auch mehrere Chancen. Wie erwĂ€hnt sind Rollenspiele auch abhĂ€ngig von den Mitspielern, den Regeln und einigen anderen hier nicht nĂ€her genanten Faktoren. Es ist auf jeden Fall ein Hobby, dass den Kopf fit hĂ€lt und viel Spaß machen kann.

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